Kurze EinfĂĽhrung in die Geschichte der ersten Segelschiffe. Wann wurde das erste Segelschiff gebaut, wieviele Typen gibt es und wie verlief die Entwicklung der Segelschiffe? Die ersten seetĂĽchtigen Segelschiffe bauten nachweislich um 3000 v. Chr. die Ă„gypter, also ca. vor 5000 Jahren. Erst seit dieser Zeit gibt es schriftliche Aufzeichnungen ĂĽber die ägyptische Geschichte und Kultur. Daher weiß man, das die Ă„gypter schon zu dieser Zeit solche Segelschiffe bauten, die mit einem Rahsegel und weiteren 24 Paddeln ausgerĂĽstet waren. Hier begann die Geschichte der Segelschifffahrt und die Ă„gypter trieben somit die Entwicklung und Bedeutung der Segelschiffe erstmals voran. Diese ersten Segelschiffe waren in der Regel aus einfachen Akazien – und Sykomorenholz gefertigt. Es war das einzige Holz, was vor Ort zur VerfĂĽgung stand. Andere Hölzer z.B. Hartholz aus dem Libanon (Zeder), musste kostspielig importiert werden und kam deshalb selten beim Schiffbau im frĂĽhen Ă„gypten zum Einsatz, wie z.B. beim Bau der ĂĽber 4000 Jahre alten Königsbarke des Pharao Cheops, die aber nur zum Bau der Pyramide des Pharao Cheops genutzt wurde. Weiter perfektioniert wurden die Segelschiffe in der frĂĽhen Menschheitsgeschichte von den Phöniziern, Griechen und Römern. Ca. 600 vor Christus also vor etwa 2600 Jahren, legten die Polynesier mit einem 11 Meter langen Katamaran mit Krebsscherensegeln ĂĽber 4000 Seemeilen von den Philippinen zu den westlichen Salomon Inseln nur mit der Kraft des Windes zurĂĽck.
Bark. Eine Bark ist ein Segelschiffstyp, wo an den beiden vorderen Masten immer die Rahsegel gesetzt sind (ein rechteckiges oder trapezförmiges Segel, das an einem Rah genannten Rundholz angeschlagen ist) und am letzten Mast, also achtern sich immer ein Schratsegel befindet (dreieckiges Segel, das in der Regel immer an der Längsachse des Schiffes verläuft). Die Bark ist also mit mindestens drei Masten ausgestattet.
Brigantine. Diese Form von Segelschiffen ist eine Mischung bei der Besegelung aus Brigg und Schoner. Es ist ein Zweimaster mit einem Rahsegel am vorderen Mast und einen Schratsegel, am hinteren Mast, also achtern. Eine Brigantine ist demnach immer mit zwei Masten ausgestattet.
Brigg. Dieses Segelschiff besitzt 2 Masten mit jeweils einem Rahsegel pro Mast. Am letzten Mast, also achtern ist zusätzlich ein Schratsegel in Längsrichtung zur Schiffsachse angebracht.
Fregatte. Als Fregatte bezeichnet man seit dem 18. Jahrhundert ein Vollschiff mit mindestens einem Rahsegel pro Mast. Heute wird dieser Begriff hauptsächlich für ein Kriegsschiff verwendet.
Schoner. Diese Segelschiffe besitzen 2 Masten, wobei der vordere Mast meistens kleiner ausfiel, wie der hintere Mast. Inzwischen gibt es aber auch Schoner mit drei Masten, die sogenannten Dreimastschoner.
Schonerbrigg, Halbbrigg. Dieses Segelschiff ist ein Untertyp der Brigantine, wo am letzten Großmast anstatt einem Rahsegel, nur ein Schratsegel angebracht ist.
Toppsegelschoner, Rahschoner. Bei diesem Typ von Schoner, verwendet man nur Rahsegel, an den zur VerfĂĽgung stehenden Masten.
Vollschiff. Dieses Segelschiff wird mit mindestens drei Masten und vollständig nur mit Rahsegeln gefahren.
Die chinesische Dschunke als Vorreiter der europäischen Segelschiffe. Man mag es kaum glauben, aber schon im 2. Jahrhundert entstand in China ein besonderer Segelschiffstyp, der außerordentlich seetĂĽchtig war. Angetrieben durch die großen FlĂĽsse des Landes als nutzbare Schiffswege, entwarfen die Chinesen wohl schon im 2. Jahrhundert das erste Kastenboot, ohne Kiel und mit sehr wenig Tiefgang. DafĂĽr war das Segelboot im Verhältnis zur Länge sehr breit gehalten. Die Segel sind meistens fächerartig durch Bambusstangen aufgespannt und durchgelattet, was ihnen ein besonderes Aussehen und eine besondere Stabilität verleiht. Nachweislich im 12. und 13. Jahrhundert kamen dann die wasserdichten Schotten hinzu. Ăśber eine solche Technik verfĂĽgten die €päer erst im 18. Jahrhundert. In dieser Zeit wurden die ersten europäischen Schiffe mit wasserdichten Schotten gebaut und ausgerĂĽstet. Viele chinesische Kaiser standen der Weiterentwicklung der Dschunken als Passagier - und Transportschiffe sehr skeptisch gegenĂĽber. Trotzdem befuhren einige wenige sehr seetĂĽchtige chinesische Seeleute mit ihren großen Dschunken, die wohl nach sehr vorsichtigen Schätzungen bis zu 67 Metern Länge erreichten, vor allem im 14. und 15. Jahrhundert die Weltmeere und kehrten mit viel neuem Wissen und reichen Schätzen zurĂĽck. Trotzdem interessierten sich daheim nur sehr wenige Leute fĂĽr die großen Abenteuer, die man auf See und in fernen Ländern erlebt hat. So passierte es im 15. Jahrhundert, das die heimgekehrte Flotte von Sheng He, die mit vielen Schätzen beladen war, einfach eingemottet wurde und so im Hafen vermoderte. Der Kaiser hatte das Interesse an solchen Expeditionen auf hoher See verloren, weil sie trotz des eingefahrenen Gewinns und dem mitgebrachten neuen Wissen auch sehr kostspielig waren. Aber schaut selbst in dem interessanten Video ĂĽber den chinesischen Segelsschiffbau, wie es mit den Dschunken weiterging ...
Dau bzw. Dhau als Segelschiff Gruppe. Ein Segelschiffstyp, der in allen Anliegerstaaten des indischen Ozeans zu finden ist. Man vermutet, das die erste Dau schon im 4. Jahrhundert konstruiert und gebaut wurde. Eine Dau besteht in der Regel aus einem bis drei einteiligen Masten, mit trapezförmigen Segel bzw. Segeln, dessen oberer Teil an einer rahähnlichen Spiere befestigt ist. Der Hauptmast, an dem das größte meist trapezförmige Segel angebracht ist, befindet sich in der Mitte des Schiffes oder in der vorderen Hälfte, wobei der Mast leicht nach vorne gekippt ist. Das Längen - Breitenverhältnis beträgt in etwa 4 : 1 und erreicht hinter der Mitte des Schiffes seine größte Breite. Zur Gruppe der Dau werden zurzeit 60 verschiedene Typen von Segelschiffen gerechnet, von kleinen einmastigen Segelbooten mit bis zu 10 Tonnen Verdrängung fĂĽr die Fischerei bis hin zu Transportschiffen, die in der Lage sind, bis zu 400 Tonnen Ladung aufzunehmen. Dazu gehört unter anderem die Zaruk, Ghanja, Sambuke oder Sambuk, Bum, Bagalla, Pattamar und die Khalissa. Die Bagalla ist eines der größten Schiffstypen aus der Gruppe der Daus. Sie besitzt eine Tragfähigkeit von 150 - 400 Tonnen und wurde daher hauptsächlich als zwei - bis dreimastiges Handelsschiff zwischen Westindien und Ostafrika eingesetzt. Auch als Passagierschiff kam sie zum Einsatz. Die häufigsten dieser Schiffe sind die Bum und die Sambuk, wobei die Bum das größere der beiden Schiffstypen ist. Das gemeinsame Merkmal aller Daus ist ein langer Vorsteven, der schräg aus dem Kiel hervorgeht. Um die Abdrift, vor allem auf Kursen hoch am Wind zu verringern, haben einige dieser Schiffstypen den größten Tiefgang dort, wo sich der Kiel und der Vorsteven treffen. Im Mittelalter durchfuhren Händler mit zwei- bis dreimastigen Daus den gesamten Indischen Ozean. Dort machte man sich die halbjährlich wechselnden Monsunwinde zu Nutze. Hierbei handelte es sich im November bis Mai um den SĂĽdwestwind Kaskasi und von Mai bis November um den Nordwestwind Kusi. Die Daus werden heute noch gebaut, vor allem in Indien und den Vereinigten Arabischen Amiraten.
Langschiffe. Die Winkinger spielten bei der Entwicklung der Segelschiffe ab dem 9. Jahrhundert eine große Rolle. Auf Ihren ausgedehnten RaubzĂĽgen legten Sie mit ihren Langschiffen enorme Entfernungen auf der Nord - und Ostsee, sowie auf dem Mittelmeer und sogar auf dem Atlantik zurĂĽck. Das von den Winkingern konstruierte Langschiff war sowohl als Segelschiff, als auch als Ruderboot konstruiert und war extrem seetĂĽchtig. Mit einem Tiefgang von nur ca. 90 cm konnte es sowohl in flachen Binnengewässern und FlĂĽssen navigieren, als auch in relativ flachen Buchten auf dem Meer. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 20 Knoten waren sie sehr schnelle Segelschiffe bzw. Ruderboote auf den Meeren und den Binnengewässern. Eines der gefundenen Langschiffe der Winkinger war 23 Meter lang. Es existieren aber auch Funde, wo das Langschiff bis zu 30 Meter besaß.
Krawell bzw. Karavelle. Der mittelniederdeutsche Name des neuen Schiffstyps am Ende des 14. Jahrhunderts war Kraweel und im portugiesischem Sprachgebrauch Caravela. Er bezeichnet ein glatt beplanktes Segelschiff, das am Ende des Mittelalters in Nordeuropa konstruiert und gebaut wurde. Mit diesem Typ Segelschiff waren große Entdecker wie Christoph Columbus und Bartolomeu Dias auf ihren Expeditionen unterwegs. Typische Merkmale einer Karavelle sind mindestens 2 Masten, ein hohes Heck, geringer Tiefgang bei ca. 100 - 180 Tonnen Verdrängung und eine Lateinerbesegelung. Die Karavellen erreichten im 15. Jahrhundert eine Länge bis zu 35 Metern bei einem Breitenverhältnis von etwa 3 bis 4 : 1 und waren zu dieser Zeit mit einer Kombination aus Rahsegeln - Lateinersegeln und bis zu vier Masten ausgerĂĽstet. Diese Segelschiffe waren sehr schnell und wendig und konnten hervorragend hoch am Wind kreuzen. Bei achterlichem Wind (RĂĽckenwind) besaßen sie keine so guten Segeleigenschaften. Die ursprĂĽnglichen Karavellen, hier wird das 10. Jahrhundert erwähnt, wurden von den Mauren als Einmaster mit nur einem Lateinersegel gebaut und waren vor allem an den nordafrikanischen Atlantik- und MittelmeerkĂĽsten als Fischerboote, KĂĽstensegler und leichte Kriegsschiffe unterwegs. Das Lateinersegel ist ein dreieckiges Segel, das mit einer schräg nach oben verlaufenden Spiere am Mast befestigt gesegelt wird. Der Begriff Kraweel wird heute noch fĂĽr die Konstruktionsweise verwendet, wo die aneinanderstoßenden Kanten bei der Verplankung des Schiffsgerippes dicht zusammenliegen und sich dabei nicht ĂĽberlappen. 1459 wurde von einem Bretonen, ein Mann aus dem keltischen Volk, das sich in der Bretagne (Frankreich) niederließ, die ersten Segelschiffe diesen Typs in Zierikzee, einem holländischem Dorf fĂĽr den europäischen Raum gebaut. Die Vorteile dieser Bauweise bestanden darin, das durch die glatte Oberfläche dieser Segelschiffe eine höhere Geschwindigkeit erzielt werden konnte. Außerdem waren durch die Krawellbauweise größere RĂĽmpfe, aber auch eine leichtere Reinigung und Instandhaltung des Schiffes möglich. Die Hanse erkannte die Vorteile dieses Schiffstyps und trieb die EinfĂĽhrung von 1460 - 1500 im norddeutschem Raum zĂĽgig voran. Als Vorbild diente hier vor allem der schon bekannte Holk als Schiffstyp der alten Hanse. Der Kravellbau ermöglichte also größere und vor allem auch seetĂĽchtigere Schiffe als bisher, mit mehr Masten und einer größeren Anzahl von GeschĂĽtzen. Die Karavellen als Schiffstyp, beherrschten bis Anfang des 17. Jahrhundert als dominierende Segelschiffe die Weltmeere.
Nef bzw. Naves als Segelschiffe. Im 11. Jahrhundert wurde ein einmastiges Segelschiff mit der Bezeichnung Nef, altertĂĽmlich auch Naves, wahrscheinlich in Frankreich oder in England konstruiert und gebaut. Die Nefs dienten dazu, Handel zu treiben, waren aber auch als Truppentransporter und als Frachtschiffe unterwegs. Das Nef war oftmals nach skandinavischer Schiffsbautradition ein auf Kiel in Klinkerbauweise breit gebautes Segelschiff mit nur einem Mast und einem großen weit ausladenden Rahsegel. Das Verhältnis zur Breite betrug 3 : 1, war also 3 mal so lang wie breit. Die in Venedig gebauten Segelschiffe dieses Typs, hatten eine Länge bis zu 40 Metern und eine Tonnage bis zu 200 Tonnen. In der Regel waren die Nefs aber nur bis zu 20 Meter lang und konnten ca. bis zu 100 Tonnen Fracht aufnehmen. Zum Einsatz kam dieses Segelschiff zum ersten Mal vor allem zur Eroberung von Lissabon im Jahre 1147 durch eine Kreuzfahrerflotte.
Koggen. Einen Urtyp der Kogge, die wohl nach Untersuchungen des Eichenholzes von dem Segelschiff auf das 11. Jahrhundert deutet, wurde 1991 / 1992 in 14 Meter Tiefe auf dem Grund der Schlachte, dem alten Hafengelände Bremens gefunden und dann teilweise geborgen. Es gibt aber auch Funde die belegen, das die ersten Koggen schon 900 nach Christi gebaut wurden. Die gehobene Kogge aus dem Bremer Hafen bestand im Kiel aus einem flach ausgehöhlten Eichenstamm und war mit vielen Halbspanten versehen. Die Urkogge war noch vollständig in der damals ĂĽblichen Klinkerbauweise errichtet und mit einem Heckruder ausgestattet. Bei der Klinkerbauweise ĂĽberlappen sich die Planken von oben nach unten, was eine notwendige Reparatur z.B. auf See erheblich erschwerte. Im 12. Jahrhundert ersetzte man das Verklinkern am Schiffsboden bei den Koggen durch die Krawellbauweise, wobei die Planken zueinander auf Stoß gesetzt wurden und man die verbliebenen Zwischenräume abschließend kalfaterte, das heißt mit Werk und Teer abdichtete. Die Planken wurden bei diesem Verfahren auf sogenannte Spannten gesetzt. Die im Vergleich zum skandinavischen Frachtschiff geringeren Bauzeiten und Baukosten wie auch die wesentlich höhere Nutzlast dieses neuen Schifftyps waren ganz den wachsenden wirtschaftlichen BedĂĽrfnissen im Nord - und Ostseeraum angepasst. Immerhin konnte eine Kogge mit einem durchgehenden Laderaum, bei einer Länge bis zu 30 Metern und einer Breite von 5 - 8 Metern, jetzt bis zu 200 Tonnen Last aufnehmen. Die Segelfläche des einmastigen Segelschiffes, bestand aus einem Rahsegel und betrug bis zu 200 Quadratmetern. Die Segelschiffe von diesem Typ erreichten Geschwindigkeiten nach Versuchen mit nachgebauten Koggen von etwa 3,5 Knoten bei Windstärke 3 und 6 Knoten bei Windstärke 6. Koggen konnten also auch bei mäßigem Wind schneller fahren als Fuhrwerke auf dem Land. Probleme gab es jedoch bei Gegenwind. Kreuzen war wohl nur bei schwachem Wind möglich, da die Schiffe fĂĽr ihre Länge relativ breit waren. DafĂĽr konnte eine Kogge mit vergleichsweise kleiner Besatzung große Mengen Fracht transportieren. Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts waren die Kogge wohl das wichtigste größere Handelsschiff der Hanse. Zu dieser Zeit umfasste dieser Schiffstyp soviele Segelschiffe, die insgesamt bis zu 100 000 Tonnen an Waren und anderen Dingen transportieren konnten und war somit das wichtigste Schiff der alten Hanse. Danach wurde es schrittweise vom ähnlichen Holk und danach vom Kraweel abgelöst.
Nao Segelschiffe. Im 13. und 14 Jahrhundert entstand im Mittelmeerraum ein neues Segelschiff, deren Typ man Nao nennt. Der Name ist von dem lateinischem Wort navis abgeleitet und bedeutet soviel wie Schiff. Die Nao ähnelte der Kogge und der Karavelle, war aber schwerer und zudem ein Zwei - oder Dreimaster. Die Entwicklung der Naos wurde wesentlich von der Nef oder auch Naves (siehe weiter oben) beeinflusst. Naos machen Ihre ungünstigere Rumpfform gegenüber den Koggen mit der Krawellbauweise und einer durchgehenden Bordwand wieder wett. Zudem waren sie erheblich leichter und billiger zu bauen. Dabei störte es letztlich nicht, das sie in Ihrer Rumpfform schmaler und kürzer als eine Kogge ausfielen. Die Victoria, eine Rekonstruktion des letzten verbliebenen Segelschiffes der Expedition von Ferdinand Maggellans war eine Nao. Auch die Santa Maria war nach den Aufzeichnungen von Christoph Columbus, genauso wie das Flaggschiff des Vasco da Gamas ein Segelschiff vom Typ Nao.
Holk bzw. Hulk. Die Segelschiffe vom Typ Holk bzw. Hulk waren zuerst ein Schiffstyp mit flachem Boden, das zum Ende der Römerzeit und im Mittelalter ein getreideltes Schiff war (also ein von Land aus gezogenes Flussschiff). Mit etwa 50 - 60 Lasten, das bedeutet eine Tragfähigkeit von 100 - 120 Tonnen, war dieser Schiffstyp eher kleiner als eine Kogge, zog aber im 14. Jahrhundert nach. Im 15. Jahrhundert erreichten Holke eine Tragfähigkeit von bis zu 350 Tonnen. Sie stellten hinsichtlich der Bauweise eine Mischform aus Kogge und dem traditionellen Holk dar und kombinierten den Kiel der Kogge mit dem breiteren, rundlicheren Rumpf der hergebrachten Holks. Die Beplankung erfolgte seitlich in Klinkerbauweise, aber der Schiffsboden war vielfach in Kraweelbauweise ausgeführt. Die Vor- und Achterkastelle waren vom Rumpf aus durchgehend beplankt hochgezogen. Neben dem einmastigen Grundtyp traten auch Zweimaster und Dreimaster auf. Dieser Schiffstyp stellte im 15. Jahrhundert einen wichtigen Teil der Handelsflotte der Hanse dar. Der Holk wurde ab dem Ende des 15. Jahrhunderts zunehmend vom Kraweel abgelöst.
Karacken - die größten Segelschiffe im 15. Jahrhundert. Die Karacke wurde im 15. Jahrhundert aus zwei Vorbildern entwickelt, nämlich aus dem Nef und dem Krawell bzw. der Karavelle. Zeitweise ähnelte sie auch der Nao sowie dem Hulk, war aber erheblich größer und schwerer als Ihre älteren Geschwistern. Immerhin konnte sie eine Länge bis zu 40 Metern erreichen und eine Traglast bis zu 500 Tonnen. Die wesentlichsten Merkmale des wahrscheinlich größten Schiffstyps dieser Zeit im europäischem Raum waren ein Bugspriet mit Blinden, ein Fockmast mit einem Rahsegel, ein Großmast mit ein oder zwei Rahsegeln, ein Besanmast mit Lateinersegeln, ein bauchiger Rumpf mit Rundgatt, ein schnabelförmiger Bug, senkrechte Verstrebungen am Außenrumpf, ein Vorderkastell und ein zweideckiges Achterkastell. Außerdem war die Karacke ein Dreimaster, im 16. Jahrhundert auch ein Viermaster, dessen Spanten in Kraweelbauweise beplankt war.
Galeone - das dominierende Kriegsschiff im 17. Jahrhundert. Die Galeone wurde im 16. Jahrhundert in Spanien als vorerst dreimastiges Segelschiff entwickelt und setzte sich zunehmend vor allem im 17. Jahrhundert als Kriegsschiff durch. Sein auffälligstes Merkmal ist wohl das Galion (woher vermutlich auch der Name dieses Schiffstyps herrĂĽhrt). Das Galion ist eine mit einer Reling versehene Plattform, die ĂĽber den Bug eines Segelschiffes hinausragt, um eine bessere Handhabung des Blinden zu erreichen, also des kleineren Rahsegels, das unter dem Bugspriet angebracht war. Der Ursprung der Galeone scheint unklar zu sein. Sie ist wohl aber eine Kombination aus einer Karacke und einer Karavelle. Da die Karacke in der Herstellung ziemlich kostspielig und durch die hohen Heckaufbauten auch ziemlich anfällig fĂĽr eine Abdrift bei aufkommenden Seitenwinden war, suchte man nach einer geeigneten Lösung, um auch in den äquariotalen Gewässern, ein schnelles und wendiges, vor allem aber auch kostengĂĽnstiges Kriegsschiff zu erhalten. Durch folgende konstruktive Veränderungen passte man wohl die Karacke fĂĽr den Atlantikeinsatz an, indem man z.B. eine drastische Reduzierung der Aufbauten vornahm, um die Windschnittigkeit zu verbessern, das hatte zur Folge das sich die Stabilität im Wasser beim Segeln verbesserte, durch die Verlagerung des Schwerpunktes im Schiff nach unten. Weiterhin wurde das Verhältnis von Länge zur Breite optimiert also von ursprĂĽnglich 3 : 1 auf 4 : 1, was den Rumpf verschlankte und somit den Wasserwiderstand verringerte. Um SprĂĽnge und Risse im stark gebogenen Bereich der Planken am Heck von Rundgatschiffen in warmen tropischen Gewässern zu vermeiden, entschied man sich bei der Galeone fĂĽr ein sogenanntes Plattgatt. Durch die ebene Fläche am Heck gab es viel weniger Spannungen im Material gerade bei wärmeren Temperaturen, so daß das Holz keine Risse oder andere größere Schäden davontrug. Die Besegelung einer dreimastigen Galeone sah in der Regel folgendes vor: An Fock - und Großmast waren Rahsegel angebracht und am Besanmast ein Lateinersegel. Bei einer viermastigen Galeone kam dann noch achtern ein Bonaventurmast mit einem zusätzlichen Lateinersegel hinzu. An den Vormasten hatten alle Galeonen Marssegel oder auch Bramsegel angebracht und auf dem Bugspriet befand sich eine Blinde bzw. etwas später dann auch eine Oberblinde.
Fleute / Pinasschiffe. Im 17. Jahrhundert sorgten die Holländer fĂĽr einen regen Aufschwung im Handel und somit auch wieder im Bau von neuen und größeren Segelschiffen auch Pinasschiffe genannt, die sich viel besser navigieren ließen, weil man Ihnen zusätzlich als StandardausrĂĽstung nicht nur Rahsegel spendierte, sondern auch längsseits am Bug und am Heck die sogenannten Gaffel - bzw. Schratsegel. Auf diese Weise konnte man aus verschiedenen Windrichtungen, auch unterschiedliche Windkräfte auf das Segelschiff lenken, so das es jetzt ebenfalls gegen den Wind kreuzen konnte. Die Vorbilder der Pinasschiffe waren die Fleuten, die zu diesem Zeitpunkt in den Niederlanden ein hohes Ansehen als Handels und Transportschiff genossen und in etwa die gleiche Besegelung aufwiesen. Das markanteste Merkmal der Fleute war ein rundes Heck, das sogenannte Rundgatt. Dieses Schiff konnte als Massenguttransporter eine Ladung zwischen 150 - 400 Tonnen aufnehmen. Bei einer Länge von 28 - 36 Metern hatte die Fleute einen relativ schlanken Rumpf und konnte mit nur 8 - 22 Mann Besatzung sicher und leicht gesegelt werden. Der Rumpf war an seinem Heck und den Seiten mehr rundlich und verjĂĽngte sich nach oben stark, durch die sich nach innen wölbenden Spanten, um eine kleinere Decksfläche zu erhalten. Das barg vor allem in den dänischen Gewässern steuerliche Vorteile, wo die Dänen den Zoll fĂĽr die wichtige Durchfahrt der Handelsroute in die Ostsee, nach der Größe der Decksfläche berechneten. Der fĂĽr seine Zeit sehr schlanke Rumpf kam daher zustande, weil das Längen - Breitenverhältnis ca. 4,6 : 1 betrug. Im Vergleich dazu hatte die Galeone ein Längen - Breitenverhältnis von etwa 4,0 : 1 und sogar nur 3 : 1 betrug das Längen - Breitenverhältnis bei einer Karacke. Das dreimastige Segelschiff, erstmals im Jahre 1596 gebaut, hatte nur einen geringen Tiefgang mit einer hohen Ladefähigkeit und war somit den Bedingungen fĂĽr die Gezeiten und den damit verbundenen flachen Wasserständen in den holländischen Häfen bestens angepasst. Durch den schlanken Rumpf war es ein sehr schnelles und wendiges Segelschiff. Mit dem verstärkt aufkommenden Ăśberseehandel nach Amerika, Ostindien und SĂĽdasien, im goldenen Zeitalters des 17. Jahrhunderts, war die Fleute mit ihrem rundlichem Heck - und Rumpfaufbau fĂĽr Fahrten in den äquatorialen Gewässern nicht gut geeignet. Es brauchte einen neuen Schiffstyp der dieser Aufgabe eher gerecht wurde. Das war die Geburtsstunde der Pinasschiffe. Dieses Schiff vereint die technischen Vorteile der Fleute mit einem sehr schlanken Rumpf und einem hochgezogenem Heck. Dadurch waren die Pinasschiffe sehr schnelle und wendige Segler mit geringem Tiefgang und verfĂĽgten vor allem ĂĽber ein Kanonendeck. Daher wurde dieses Schiff nicht nur als schwer bewaffnetes Handelsschiff eingesetzt, sondern diente auch rein militärischen Zwecken. Aus diesen GrĂĽnden wurde es auch von Piraten oder Freibeutern auf ihren RaubzĂĽgen genutzt. Diese hochseetauglichen Drei - und Viermaster befuhren noch im 18. und 19 Jahrhundert als Fracht - und Passagierschiffe sehr zahlreich die Weltmeere. Die imposanten Windjammer sind heute auch unter der Bezeichnung Bark bekannt, der sich als Name fĂĽr diese Art von Segelschiffen durchgesetzt hat.